Männerkindbett

Männerkindbett
Mạ̈n|ner|kind|bett 〈n.; -s; unz.; bei traditionellen Völkern〉 Brauch, bei dem der Vater die Stelle der Wöchnerin einnimmt, um böse Geister von ihr abzulenken

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Männerkindbett,
 
Couvade [ku'vaːdə], ein Sittenkomplex, bei dem der Vater während und nach der Geburt eines Kindes die Rolle der Wöchnerin spielt. Er ahmt die Geburt in oft dramatisch übersteigerter Weise nach, lässt sich im Wochenbett pflegen und beachtet weibliche Speise- und Verhaltenstabus. Das Männerkindbett ist oder war weltweit verbreitet (in vorindogermanischer Zeit im Mittelmeerraum, noch im 19. Jahrhundert bei den Basken), besonders in Südindien, Südchina, Ozeanien, im nordöstlichen Süd- sowie in Mittelamerika. Durch das Männerkindbett soll wohl auf magische Weise eine besondere Beziehung zwischen Vater und Neugeborenem hergestellt werden. J. J. Bachofen sah im Männerkindbett eine Übergangserscheinung zwischen Mutter- und Vaterrecht. Nach anderer Deutung sollen böse Geister von der Wöchnerin abgelenkt werden. Es gibt auch psychoanalytische Erklärungsversuche.
 
 
W. R. Dawson: The custom of couvade (Manchester 1929);
 Wilhelm Schmidt: Gebräuche des Ehemanns bei Schwangerschaft u. Geburt (Wien 1955);
 P. G. Riviere: The couvade, a problem reborn, in: Man, N. S., Jg. 9 (London 1974); J. J. Bachofen: Das Mutterrecht (81993).
 

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Mạ̈n|ner|kind|bett, das: Couvade.

Universal-Lexikon. 2012.

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